Die Entwaldungsverordnung der EU wird von Fachleuten abgelehnt. Auch in Österreich ist der Widerstand der Wald- und Holzwirtschaft groß.

Rund 40% der Tiroler Landesfläche sind mit Wald bedeckt, rund zwei Drittel davon sind Schutzwald. Durch eine nachhaltige Nutzung kann nicht nur ein hochwertiger, nachwachsender Rohstoff gewonnen, sondern auch die notwendigen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel durchgeführt werden. Gerade angesichts der enormen Schäden, die in den letzten Jahren durch Wetterereignisse und den Borkenkäfer entstanden sind, ist eine Bewirtschaftung bzw. Wideraufforstung unerlässlich. Das Land Tirol hat mit dem Programm „Klimafitter Bergwald“ eine praxistaugliche Lösung erarbeitet, um die Waldbewirtschafter bei der schrittweisen Anpassung des Waldes an die neuen Herausforderungen zu unterstützen.

 

EU: Bewirtschaftung einschränken

Nicht eine stärkere Nutzung, sondern zunehmende Bewirtschaftungseinschränkungen plant hingegen die EU für die Wälder Europas. Im Rahmen des Green Deals soll auch die EU-Entwaldungsverordnung (EU-Deforestation Regulation, EUDR) umgesetzt werden. Diese Verordnung soll regeln, dass nur Holz bzw. Holzprodukte aus nachhaltigen Quellen in den Verkehr gebracht werden dürfen. „Hier wird das sprichwörtliche Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Natürlich gehören waldschädigende Maßnahmen, wie sie einzelne Mitgliedsstaaten in großem Stil betreiben, geahndet. Aber zu glauben, dass ausufernde Bürokratiehürden das Mittel der Wahl zum Stopp der Entwaldung in einzelnen Regionen sind, zeigt, wie realitätsfremd die Gesetzgebung auf europäischer Ebene teilweise agiert“, äußert sich LK-Präsident Josef Hechenberger kritisch.

Grundlegend überarbeiten!

„Mir fällt zum aktuellen Entwurf der Entwaldungsverordnung nur eines ein: gut gemeint und schlecht getroffen! Wir haben bereits strenge Forstgesetze und können nachweisen, dass unsere Waldfläche nicht ab-, sondern zunimmt. Daher braucht es auch entsprechende Ausnahmen, damit wir auch künftig einerseits noch hochwertigen Rohstoff nutzen, andererseits aber auch Wälder gesund erhalten können“, ergänzt Waldverbandsobmann Josef Fuchs. Um den Unmut der Waldbesitzer:innen Ausdruck zu verleihen, werden anlässlich des „Tag des Waldes“ am 21. März in den Bundesländern jeweils Erklärungen unterzeichnet, um den Standpunkt der Praxis zu untermauern.

Die Deklaration wurde von Johannes Salvenmoser (Vertreter der Sparte Holzindustrie in der WK), Josef Hechenberger (LK-Präsident), Josef Fuchs (Obmann Waldverband) und Andreas Gleirscher (LAK Tirol Präsident) unterzeichnet © LK Tirol

Auszüge aus der Deklaration für eine selbstbestimmte Waldbewirtschaftung in Tirol

… Der im internationalen Vergleich herausragende Zustand der Wälder ist dieser jahrhundertelangen verantwortungsvollen und nachhaltigen Arbeit unserer Waldbesitzer und Bauern zu verdanken. Unsere Wälder sichern alleine in Tirol entlang der Wertschöpfungskette Forst und Holz insgesamt 33.000 Arbeitsplätze bei einer Wertschöpfung von mehr als einer Milliarde Euro jährlich. Auch in Zukunft brauchen wir gesunde, vitale und zukunftsfähige Wälder, um deren Leistungen durch unsere traditionelle, aktive und nachhaltige Bewirtschaftung für unseren gemeinsamen Lebens- und Wirtschaftsraum, aber vor allem auch für künftige Generationen sicherzustellen. Dies gilt für unseren heimischen Rohstoff Holz genauso wie für Energie, sauberes Wasser, Sicherheit vor Hochwasser, Lawinen, Muren und die Erholung. Damit Tirol weiterhin eine lebenswerte und wertvolle Region bleibt, müssen Entscheidungen dort getroffen werden, wo die Verantwortung dafür liegt – und das ist in den Regionen selbst. Dieses grundlegende Prinzip der Union ist unter dem Begriff Subsidiarität zusammengefasst und muss wieder verstärkt den unionsrechtlichen Rahmenbedingungen zugrunde gelegt werden. Denn Gruppen ohne direkte Verantwortung für die Menschen in unseren Regionen und ohne Bezug zu unserer Waldbewirtschaftung können und dürfen nicht darüber bestimmen, wie wir zu leben haben. In Brüssel müssen durch Verordnungen und Richtlinien jene gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Freiheit und Selbstbestimmung fördern und sich an vorbildhaften Regionen wie Tirol orientieren. …

… Wir fordern eine europäische Politik, die unseren Waldbesitzern bei der aktiven und nachhaltigen Bewirtschaftung und Pflege ihrer Wälder unter die Arme greift. Eine Politik, die an den Erfordernissen der Wälder und an den Nöten der Menschen, die sie pflegen, ausgerichtet ist. Anstatt sie durch immer neue überzogene Vorgaben zu gängeln und damit im Glauben an die europäische Idee zu erschüttern, muss Brüssel ihnen endlich Vertrauen entgegenbringen. Eine Politik, die sich am Grundsatz der Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit orientiert. Nur mit den Waldbesitzern und nicht gegen sie sichern wir klimastabile, zukunftsfähige Wälder im Interesse der gesamten Gesellschaft.

Es ist Zeit für einen Kurswechsel:
• Dafür müssen die Waldbesitzer und Unternehmen mit am Tisch sitzen. Wir fordern daher eine umfassende Einbindung im Rahmen eines strukturierten Dialogs für die aktive, nachhaltige Waldbewirtschaftung und ein klares Bekenntnis der Europäischen Kommission, dass Entscheidungsprozesse dahingehend optimiert werden müssen.
• Um kurzfristig auch weitere Belastungen abzuwenden muss umgehend eine Revision der Entwaldungsverordnung vorgelegt werden. Unklarheiten und Rechtsunsicherheiten müssen rasch ausgeräumt werden, damit diese Verordnung nicht zu einem Belastungspaket für die Forstwirtschaft und Unternehmen wird. Die Eindämmung der globalen Entwaldung und Waldschädigung kann nicht mit bürokratischer Schikane gegen die vielen Waldeigentümer in unseren Regionen erreicht werden.

Tiroler Waldfakten:

- Tirol ist zu 41% von Wald bedeckt - Der Wald bietet Schutz vor Naturgefahren, bindet Kohlendioxid aus der Atmosphäre, ist ein wichtiger Luftfilter, „produziert“ mit Holz einen erneuerbaren Rohstoff, ist Arbeitsplatz, Einkommensquelle und Erholungsraum
- Über 70% der Waldfläche sind als Schutzwald ausgewiesen
- 91% der Landesfläche liegen in Einzugsgebieten von Wildbächen und Lawinen – der Bergwald nimmt hier eine entscheidende Schutzfunktion ein
- Das Verhältnis der Kosten zwischen Erhaltung des Schutzwalds, der Sanierung (Verjüngungsmaßnahmen) und technischen Schutzbauten bei 1:15:146
- Seit 2005 ist der Anteil der Biomasse an der Energieversorgung um ein Drittel gestiegen. Ein Großteil des in Tirol eingesetzten Energieholzes ist Sägerestholz aus der Sägeindustrie
- Derzeit werden rund 1,4 Mio. Festmeter Holz jährlich, davon 1,1 Mio. Festmeter für stoffliche Verwendung (Bauholz, Bretter, Platten usw.) und 310.000 Festmeter für die Energieerzeugung gewonnen. Das Biomassepotential liegt aber bei bis zu 400.000 Festmetern
- Derzeit gibt es rund 110 Biomasseheizwerke in Tirol
- Die häufigsten Baumarten sind (mit der häufigsten beginnend): Fichte, Lärche, Buche, Kiefer, Hartlaubholz, Weichlaubholz, Zirbe

Quelle: Tiroler Waldstrategie 2030

Jetzt unterstützen!

Der Waldverband hat eine Online-Petition für eine selbst- bestimmte Waldbewirtschaftung in den Regionen eingerichtet. Ziel ist es, möglichst viele Unterschriften zu sammeln, die anschließend dem Petitionsausschuss des Europaparlaments übergeben werden. Für alle Inhalte sowie die Möglichkeit, direkt zu unterzeichnen www.openpetition.eu/petition/online/fuer-eine-selbstbestimmte-waldbewirtschaftung-gegen-eine-eu-politik-der-bevormundung

 

Bildnachweis von Foto 1: Gemeinde Hopfgarten

Autor: Judith Haaser/LK Tirol