Freistetter: Lohnnebenkosten nicht die Wurzel der Inflation!

Am 08.10.2025 fand die jährliche Vollversammlung der Österreichischen Landarbeiterkammer in Linz statt.

Die Delegierten setzten sich mit den aktuellen Herausforderungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Land- und Forstwirtschaft auseinander: Inflation, Energiekosten und den Lohnnebenkosten.

Die österreichische Wirtschaft befindet sich gegenwärtig in schwierigen Zeiten. Das belastet Betriebe und deren Beschäftigte. Die Landarbeiterkammern bleiben jedoch ein zuverlässiger Partner auch in schweren Zeiten!

Lohnnebenkosten nicht schuld an Inflation
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber geben oft den Lohnnebenkosten Schuld an der Inflation und fordern vehement deren Senkung. Einer genaueren Betrachtung halten diese Behauptungen aber nicht stand. Haupttreiber der Inflation sind nämlich Dienstleistungen (Gastronomie), Energie (Strompreisbremse) und Nahrungsmittel. Ohne diese läge die Inflation bei 2,2%.

„Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind mit ihren Löhnen nicht Treiber der Inflation. Es kann nicht sein, dass in Krisenzeiten immer die Beschäftigten für diese Krisenzeiten verantwortlich gemacht werden. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Land- und Forstwirtschaft stellen mit harter Arbeit die Versorgung in Österreich sicher und sind selbst maßgeblich von der Teuerung betroffen“, so Präsident Ing. Andreas Freistetter.

Lohnnebenkosten – Was ist das überhaupt?
Die sogenannten Lohnnebenkosten sichern die finanzielle Leistungsfähigkeit des österreichischen Sozialsystems. Das System wird jedoch nicht nur von den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, sondern zu einem großen Teil auch von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern finanziert und sichert unter anderem folgende Leistungen:
• Urlaubs- und Weihnachtsgeld (13. und 14. Gehalt)
• Bezahlter Krankenstand
• Bezahlter Urlaub
• Fortbildungen
• Betriebliche Vorsorge (Abfertigung)
• Insolvenz-Entgeltsicherung (Entgeltfortzahlung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Fall von Unternehmensinsolvenz)
• Pensionsversicherung
• Arbeitslosenversicherung
• Unfallversicherung
• Krankenversicherung
• Familienbeihilfe und Kinderbetreuungsgeld
• Wohnbauförderung (Wohnbeihilfe)
• Schülerinnen- und Schülerfreifahrt und Schulbuchaktion
• Kommunalsteuer für die Gemeinden (wichtigste Finanzierungsgrundlage der Gemeinden, mit der unter anderem Kindergärten, Busse etc. finanziert werden)

„Dass die Senkung der Lohnnebenkosten zu mehr Netto führt und so mehr Geld im Börserl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer landet, ist eine Mär. Das Gegenteil ist der Fall. Private Vorsorge kostet ein Vielfaches und gewährleistet keine Sicherheit – wenn die private Versicherung in die Insolvenz schlittert, ist das Geld weg “, erläutert Präsident Bgm. Andreas Gleirscher.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer finanzieren sich selbst – Schluss mit Privilegien.

Gerade das Thema Pensionsversicherung wurde in der aktuellen Debatte stark verzerrt dargestellt. Fakt ist, dass sich die Pensionen der ASVG-Versicherten – das sind ua auch die unselbständig Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft – nahezu selbst finanzieren. Präsident Hofrat Ing. Eduard Zentner stellt klar: „Hart arbeitenden Menschen müssen einerseits zeitgerecht in Pension gehen dürfen und andererseits auch von ihrer Pensionsleistung leben können! Es müssen endlich die Pensionsprivilegien abgebaut werden. Da finden sich die Probleme und Ungerechtigkeiten!“.

Kürzung der Lohnnebenkosten führt zu Kürzungen bei Leistungen
Kürzt man die Lohnnebenkosten, zieht das zwangsweise früher oder später eine Kürzung der Leistungen für die Menschen nach sich. Gerät man in eine Notlage, erkennt man schnell die Bedeutung der Lohnnebenkosten.

So erhält man etwa im Falle eines Arbeitsunfalles, der eine Arbeitsunfähigkeit nach sich zieht, eine Invaliditäts- bzw. Berufsunfähigkeitspension.
Leidet man unter einer länger andauernden Krankheit, bekommt man Krankengeld und ereilt einen die Arbeitslosigkeit, so steht einem das Arbeitslosengeld als Leistung aus der Arbeitslosenversicherung zu.

„Unser Sozialsystem basiert auf Zusammenhalt. Wenn das Risiko eintritt – Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit –, lässt uns das System nicht im Stich. Das darf nicht kaputtgespart werden. Denn wenn man Untersuchungen oder das Leben ohne finanzielle Leistungen aus dem Sozialstaat bestreiten muss, wird es richtig teuer – für jede und jeden Einzelnen von uns“, weiß ÖLAK-Vizepräsident Alexander Rachoi.